Artenschutz und Klimaschutz: Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft
Eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt sowie ihre gegenseitige Verknüpfung spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Klimas. Pflanzen tragen beispielsweise durch Photosynthese zur Bindung von Kohlenstoff bei. Bestäuber wie zum Beispiel Bienen, Wildbienen und andere Insekten sind wichtig für die Erhaltung von Ökosystemen. Sie bestäuben nicht nur Wild- und Kulturpflanzen und sichern so Ernten, sondern tragen auch zur Gesundheit der Umwelt und zur Fortpflanzung und somit zum Erhalt der Arten bei.
Auf der anderen Seite sind Maßnahmen zum Klimaschutz wie der naturverträgliche Ausbau der erneuerbaren Energien, ebenfalls von großer Bedeutung. Sie helfen dabei, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und somit unsere biologische Vielfalt zu schützen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, Klimaschutzmaßnahmen so umzusetzen, dass sie im Einklang mit dem Schutz von Lebensräumen und Arten stehen. Durch eine sorgfältige Standortwahl und Ausgleichsmaßnahmen wie Artenhilfsprogramme kann der negative Einfluss des Ausbaus erneuerbarer Energien auf stark beeinträchtigte Arten vermindert werden.
Moore: Unterschätze Klimaschützer
Naturnahe Moore sind von großer Bedeutung, um nährstoffarme Feuchtgebiete und die vielen gefährdeten Arten, die an diese Lebensräume angepasst sind, zu erhalten. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Qualität des Grundwassers und speichern große Mengen Kohlenstoff. Obwohl sie nur drei Prozent der Landfläche ausmachen, enthalten Moore weltweit etwa ein Drittel des gesamten Bodenkohlenstoffs. Werden Moore jedoch trockengelegt oder abgebaut, gehen ihre ökologischen Funktionen verloren und der über Jahrhunderte gespeicherte Kohlenstoff sowie andere klimaschädliche Gase werden freigesetzt. Der Schutz von Mooren dient daher sowohl dem Erhalt der biologischen Vielfalt als auch dem Klimaschutz und ist ein wichtiger Schwerpunkt in der Naturschutzstrategie von Baden-Württemberg. Mit der Einrichtung einer Kompetenzstelle Moorschutz im Jahr 2014 bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) wurde der besondere Stellenwert des Moorschutzes nochmals unterstrichen.
Mehr Informationen über die Moorschutzkonzeption des Landes und über die Förderung von Maßnahmen zum Schutz von Mooren in Baden-Württemberg finden Sie hier.
Artenvielfalt in Flüssen und Seen
Gewässer wie Bäche, Flüsse, Seen und Meere sind Lebensraum für eine Vielzahl von Fischen, Amphibien, Insekten und andere Wassertiere sowie Pflanzen, die in und um das Gewässer wachsen. Sie dienen außerdem als unentbehrliche Ressourcen für Nahrung, Wasser und Energie. Der Verlust der biologischen Vielfalt in Gewässern kann zu einem Rückgang der Wasserqualität und einer Beeinträchtigung der Ökosystemfunktionen führen.
Das Projekt "Blaues Gut" setzt sich für den Schutz von Gewässern und Wasserlebewesen in Baden-Württemberg ein und arbeitet daran, naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Hier finden Sie weitere Informationen.
Wissenswertes über Wasserkraft und Artenschutz lesen Sie auch in diesem Artikel.
Potenziale des Grünlands für Natur- und Klimaschutz
Das Grünland, einschließlich der Wiesen und Weiden, ist ebenfalls wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Zudem dient es als Quelle für Nahrungsmittel, Fasern und Medizin sowie zur Aufrechterhaltung des Wasserkreislaufs. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Zerstörung von Grünland haben jedoch zu einem starken Rückgang der biologischen Vielfalt und zu Umweltproblemen wie Bodenerosion, Pestizidbelastung und Wasserverschmutzung geführt. Um die biologische Vielfalt des Grünlandes zu erhalten und zu fördern, ist es besonders wichtig, gefährdete und artenreiche Streuobstwiesen und Mähwiesen zu schützen und zu verbessern. Diese Flächen können im Vergleich zu intensiv bewirtschafteten Grün- und Ackerflächen deutlich mehr CO₂ speichern. Darüber hinaus tragen ausgedehnte, extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden aktiv zum Klimaschutz bei. Sie mindern die Auswirkungen des Klimawandels auf empfindliche Arten und Lebensräume, die besonders stark auf klimatische Veränderungen reagieren.
Gesetzesnovelle zur Stärkung der Biodiversität
Der Schutz unserer biologischen Vielfalt ist eine gemeinsame Verantwortung aller Bürgerinnen und Bürger sowie der gesamten Gesellschaft. In Baden-Württemberg wurde ein wichtiger Schritt hin zu einem ausgewogenen Artenschutz durch die Änderung des Naturschutz- und des Landwirtschaftsgesetzes unternommen. Diese Novelle trat am 31. Juli 2020 in Kraft. Das Ziel der Novelle besteht darin, den Artenschutz zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhalten. Dies umfasst unter anderem die insektenfreundliche Gestaltung und Pflege öffentlicher Grünflächen, das Verbot von Schottergärten, die Umrüstung auf insektenfreundliche Straßenbeleuchtung, den stärkeren Schutz von Streuobstbeständen sowie das Verbot von Pestiziden in Naturschutzgebieten. Darüber hinaus soll der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 40 bis 50 Prozent reduziert werden. Ebenfalls bis 2030 sollen 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Land nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden. Zugleich werden auf landwirtschaftlichen Flächen sogenannte Refugialflächen geschaffen als Rückzugsräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Gleichzeitig werden die Interessen der Landwirtinnen und Landwirte durch Anreize und finanzielle Unterstützung für umweltfreundliche Landwirtschaft berücksichtigt, um einen Ausgleich zu schaffen. Denn nur durch gemeinsames Handeln können wir eine nachhaltige Zukunft für unsere Natur und ihre vielfältigen Lebensformen gewährleisten.